1.      Einleitung

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Für Michael Wildt gilt dies als Ende der Weimarer Republik und als Beginn des nationalsozialistischen Regimes (vgl. 2008: 72). Innerhalb weniger Monate gelang es dem NS-Regime, den demokratischen Rechtsstaat zu einer „auf Volk, Rasse und Führer gegründete(n) Diktatur“ (ebd.: 76, 82) zu verändern:

Die wichtigsten Grundrechte waren außer Kraft gesetzt; die Legislative hatte sich selbst entmachtet und die verfassungsmäßige Gewaltenteilung zugunsten der Exekutive verschoben; die föderale Struktur des Reiches war gleichgeschaltet worden; die freien Arbeitnehmervertretungen waren zerschlagen, die Parteien entweder verboten worden oder hatten sich beflissen selbst aufgelöst, linke und liberale Zeitungen waren geschlossen oder nationalsozialistischer Kontrolle unterstellt worden (ebd.: 82).

Hitler und sein NS-Regime betrieben eine Exklusionspolitik, mit der sie ein judenfreies großdeutsches Reich erschaffen wollten (vgl. ebd.: 113). Damit ging eine „radikale Grenzziehung gegenüber »Volksfeinden«, »Gemeinschaftsfremden«, »Rassegegnern«, allen voran den Juden“ (ebd.: 109) einher. Während des Holocausts wurden zwischen 15 und 20 Millionen[1] Menschen ermordet, weil sie nicht in Hitlers Ideologie passten. Die damaligen Lebensumstände sind heute, trotz der jüngsten rassistisch motivierten Anschläge in Halle (vgl. Zeit, 2021) oder in den USA (vgl. dpa, 2020), nur noch schwer vorstellbar.

Abb. 1: Logo der Neuen Deutschen Wochenschau, © filmportal.de

Sowohl Christian Kuchler als auch Peter Longerich betonen Joseph Goebbels´ Bedeutung für den Aufstieg der Nationalsozialisten, bezeichnen ihn gar als „erfolgreichster Propagandist des 20. Jahrhunderts“ (vgl. 2014: 8, 26). Zunächst als Reichspropagandaleiter der NSDAP und schließlich als Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung[2] war er maßgeblich für die Verbreitung der Ideologie verantwortlich. Hierfür hielt er insbesondere die Massenmedien als geeignetes Instrument (vgl. Kuchler , 2014: 7). In dieser Seminararbeit liegt der Fokus auf der deutschen Kinolandschaft. Ziel der Arbeit ist, die Bedeutung des Kinos für die Propaganda der NSDAP unter besonderer Berücksichtigung der Neuen Deutschen Wochenschau herauszuarbeiten.

Dazu werden zunächst bedeutende Gesetzesänderungen skizziert, mit denen die Nationalsozialisten schlussendlich die totale Kontrolle über die Medien erlangten. Anschließend folgt eine Beschreibung der deutschen Filmpolitik und der Kinolandschaft. Zum Schluss erfolgt die Einordnung der Neuen Deutschen Wochenschau in die Propaganda-Strategie des NS-Regimes.

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